Produkt wurde zur Liste der Preisanfragen hinzugefügt.

Chaise Tout Bois, Vitra

Chaise Tout Bois ist der einzige komplett aus Holz gearbeitete Stuhl des französischen Konstrukteurs und Designers Jean Prouvé. Formal entspricht er zu grossen Teilen dem bekannten Stuhl Standard, dessen Metalluntergestell aber wegen des Metallmangels im zweiten Weltkrieg durch eines aus Holz ersetzt wurde. Die Form von Chaise Tout Bois artikuliert Prouvés Absicht, dem Stuhl am Übergang von Sitz zu Rücken, wo aufgrund der menschlichen Anatomie der Druck am grössten ist, besondere Festigkeit zu geben. Das Profil des hinteren Gestells – Hinterbeine und Rückenlehnenträger – verweist auf diesen Belastungsverlauf, ein typisches Merkmal von Möbel- und Architekturentwürfen Prouvés. Während des Krieges entstanden mehrere Prototypen des Stuhls, um die Festigkeit, die Verbindungen, die Position der Beine und die Befestigung von Rücken und Sitz zu testen.

Die verwendete Holzart war abhängig von der jeweiligen Verfügbarkeit. Nach dem Krieg war Eichenholz, das in Frankreich wegen seiner Härte und Stabilität für den Bau von Domdächern und Booten verwendet wurde, wieder ausreichend vorhanden. Und weil die Eigenschaften auch für einen Vollholzstuhl ideal sind, wurde Chaise Tout Bois schliesslich in Eiche und Sperrholz gefertigt – auf Wunsch der Kunden von Jean Prouvé auch in dunkel gebeizten Versionen. 1947 erhielt Prouvé beim Wettbewerb «Meubles de France» eine Auszeichnung für Chaise Tout Bois. Die Idee des Wettbewerbs war es, ansprechende, serienmässig hergestellte Möbel von guter Qualität für die Bedürfnisse der Nachkriegsgesellschaft und dabei insbesondere von Flüchtlingen und jungen Ehepaaren zu finden. Später wurde Chaise Tout Bois von einer zerlegbaren Metall-Holz-Version abgelöst, die schliesslich wiederum durch das Modell Nr. 305, ebenfalls eine Kombination eines Metallgestells mit Sitz und Rückenlehne aus Holz ersetzt – heute bekannt unter dem Namen Standard.

Chaise Tout Bois von Vitra entspricht einer von Jean Prouvés Entwurfsvarianten von 1941, die vollkommen ohne Schrauben auskommt. Höhe und Sitzgeometrie entsprechen derjenigen des Stuhls Standard und damit heutigen Anforderungen. Der warme Ausdruck des Holzes bildet einen wohnlichen Kontrast zur für Prouvé typisch sachlichen, an den funktionalen Anforderungen orientierten Form des Stuhls. Chaise Tout Bois ist in den Hölzern Eiche hell und Eiche dunkel erhältlich.

Jean Prouvé

ean Prouvé absolvierte eine Lehre als Kunstschmied und machte sich 1924 mit einer Werkstatt in Nancy selbstständig. In der Folge entstanden zahlreiche Möbelentwürfe und 1947 konnte Prouvé eine eigene Fabrik errichten. 1953 musste er nach Auseinandersetzungen mit dem Mehrheitsaktionär das Unternehmen verlassen. In den folgenden Jahrzehnten wirkte er in Paris als beratender Ingenieur bei zahlreichen wichtigen Bauprojekten mit.

Architekturgeschichte schrieb er noch einmal 1971, als er beim Wettbewerb für den Bau des Centre George Pompidou die Jury leitete und entscheidend dazu beitrug, den Entwurf von Piano und Rogers durchzusetzen. Prouvés Werk umfasst vom Brieföffner über Tür- und Fensterbeschläge, Leuchten, Möbel, Fassadenelemente, Fertighäuser, modulare Bausysteme bis hin zu grossen Messe- und Ausstellungsbauten fast alles, was nach einer industriellen Fertigungsmethode verlangt.

In enger Zusammenarbeit mit der Familie Prouvé hat Vitra im Jahr 2002 damit begonnen, Entwürfe des grossen Konstrukteurs in Re-Editionen neu aufzulegen.